Der Chorgesang ist zweifellos eine der wichtigsten Säulen der europäischen Kultur: Die ästhetische Schönheit, die Kraft und die Macht des gemeinsamen Gesangs haben die Menschen schon vor Jahrhunderten verzaubert. Zunächst als einstimmiger Choral, später in mehrstimmiger Form. Worin besteht der Zauber der Chormusik, der uns seit Jahrhunderten anzieht? Versuchen wir, die Antwort in den Chornoten selbst zu finden!
Historisch gesehen war der Chorgesang von Anfang an untrennbar mit der Religion und ihren Ritualen verbunden. Ob es sich um die rhythmischen Gesänge der Urzeit oder den majestätischen Gregorianischen Choral handelte, sie hatten immer etwas gemeinsam - den Wunsch, diesen mystischen Moment einzufangen und ihn mit einer akustischen Botschaft zu ergänzen. Später machte sich der Chor auch außerhalb der Religion einen Namen. Der Chor hatte ein genaues Regelwerk und eine Rolle, zum Beispiel bei der Aufführung von Theaterstücken im antiken Griechenland.
Die Geburtsstunde des mehrstimmigen Gesangs schlug um das 9. Jahrhundert. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten aufgezeichneten zweistimmigen Kompositionen. Die erste Stimme ("vox principalis") wurde dem gregorianischen Choral entnommen, während die zweite Stimme ("vox organalis") in parallelen Quinten oder Quarten dazu komponiert wurde. Dieses strenge System wurde im Laufe der Jahrhunderte gelockert, und nach und nach wurden die dritte und vierte Stimme hinzugefügt. Es entstanden musikalische Formen wie Motette, Messe und Madrigal. Den Höhepunkt dieser stilistischen Entwicklung bildet einige Jahrhunderte später die Renaissance-Polyphonie, auf die die polyphone Musik des Barocks direkt folgt.
Die Vorherrschaft des reinen A-cappella-Chorgesangs wurde durch das Aufkommen des barocken Stils beendet. Auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten wurde der Chor Teil vieler neuer Formen, die vokale und instrumentale Komponenten kombinieren. Es entstehen Formen wie Oper, Oratorium und Kantate, die bis heute von ihrer Ausdruckstärke nichts verloren haben. Im 19. Jahrhundert wird der Chor in zahlreichen Chorsinfonien Teil der höchsten Form der Instrumentalmusik.
Es gibt heute wohl keine musikalische Disziplin, in der der Chor nicht zumindest in irgendeiner Form präsent ist. Der Chor ist unverzichtbar für den Gesang von Spirituals und Gospels und findet sich oft in dramatischen und lyrischen Szenen in Filmmusik. Der Chor hat auch die Theaterbühne erobert, sei es in Oper, Operette, Musical oder sogar im Schauspiel. Der Chor spendet Trost im Schmerz, wenn ein Requiem gesungen wird, oder drückt spontane Freude bei Hochzeit oder Taufe aus.
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