Rapflexion: Wie Jugendliche mit Rap über sich hinauswachsen

Carlos Utermöhlen im Interview

(15.07.2024)

Der Name „Rapflexion“ des Jugendprojekts von Carlos Utermöhlen beschreibt perfekt, was er und sein Team machen: Über die Musikform des Rap helfen sie Jugendlichen, sich selbst zu reflektieren. Neben musikalischen Techniken lernen die Heranwachsenden aus sozialen Brennpunkten Deutschlands und Südamerikas die Sprache neu kennen und gewinnen ein neues Selbstwert- und Gemeinschaftsgefühl. In diesem Interview spricht Carlos über seine vielfältigen Erfahrungen aus bald 20 Jahren Jugendarbeit.

Rapflexion |

Homepage: https://rapflexion.de/
Kontakt: info@rapflexion.de

Im Jahre 2007 wurde erstmals das Jugendprojekt „Rapflexion“ ins Leben gerufen. Zusammen mit dem Projektleiter Carlos Utermöhlen und dem Löwenhertz Studio in Braunschweig wurden erste Projekte realisiert.

Während persönlicher Einzel- und Gruppencoachings in Schulen, Jugendeinrichtungen oder an einem ihrer Standorte in Braunschweig oder Quito (Ecuador) werden gemeinsam Rap-Techniken erarbeitet, Anregungen gegeben und die Menschen beim Texten von der ersten Idee bis hin zum finalen Songtext begleitet. Das Angebot bietet sowohl Projektwochen-, Tagesworkshops und / oder Einzelstunden-Coachings.

Mehr Infos

Zum Team gehören weibliche wie männliche Fachleute (und Pädagog:innen, die eng mit einem großen Netzwerk an Spezialist:innen aus unterschiedlichen Bereichen zusammenarbeiten). Dabei zeigen sie unterschiedliche Herangehensweisen des Song- bzw. Lyrics-Writings und gehen individuell auf die Bedürfnisse und Wünsche der Teilnehmenden ein.

Carlos arbeitet nicht nur an Schulen, sondern auch in Jugendtreffs, Drogenentzugseinrichtungen oder Gefängnissen. Der Fokus liegt dabei auf nationalen und internationalen Einrichtungen mit integrativen, sozialen oder resozialisierenden Schwerpunkten. Dabei soll auch Aufmerksamkeit erzeugt und eine öffentliche Wahrnehmung für die Betroffenen und ihre Geschichten geschaffen werden.

Die Arbeit von Rapflexion ist immer mehr als reine Rap-Coachings, in denen die Teilnehmenden lernen, lyrische Texte zu schreiben und diese mithilfe von Techniken in ein musikalisches Gerüst einzubauen. Sie fördern auch den Gruppenzusammenhalt, helfen den Teilnehmenden Selbstbewusstsein zu entwickeln, zeigen ihnen neue Formen des Miteinanders auf, geben ihnen die Möglichkeit, sich über Rap auszudrücken und schenken ihnen Stolz und Anerkennung.

Workshops

Lieber Carlos, wie viele Workshops hast du bisher durchgeführt?

Oh (lacht), 1000 oder so? Knapp 20 Jahre ist ja auch eine lange Zeit … kleinere Workshops, Tagesworkshops, Wochenworkshops, sehr viele. Mehrere 100 bestimmt.

Was war deine Hauptmotivation, Workshops anzubieten?

Ich hatte diese Vision im Kopf und wollte unbedingt mein Wissen weitergeben. Das war so eine Power, die ich mir selbst gegeben habe, auch anderen zu geben und sie zu stärken. Ich habe gemerkt, dass man über Rap Deutsch lernen kann. Außerdem wird das Selbstwertgefühl der Teilnehmenden gefördert und die Beziehung zwischen Lehrenden und Lernenden gestärkt.

Musstest du dich zuerst beweisen? Wie gehst du mit Vorurteilen gegenüber Rap und Hip-Hop um?

Ich erinnere mich, dass es in den ersten Jahren gar nicht so einfach war, mit Rap an die Schulen zu kommen, denn ich wurde misstrauisch beäugt: „Jetzt kommt der Rapper und schreibt gewaltverherrlichende Texte mit den Schülern...?“ Mir war schnell klar: künstlerische Freiheit und in Schulen arbeiten – das sind zwei Paar Schuhe, das muss man trennen. Im Schulkontext muss man eine Grenze ziehen, die Regel lautet: andere werden nicht diskriminiert und nicht ausgegrenzt. Für viele Schüler:innen ist Rap anfangs mit Beleidigungen verbunden, aber das vergessen sie im Laufe der Woche.

Oft habe ich das Gefühl, dass die Jugendlichen im Prinzip andere imitieren wollen und gar nicht in ihrer eigenen Lebenswelt sind. Daneben gibt es auch solche, die wirklich ein hartes Leben haben und offen kommunizieren, dass Gewalt ein reales Thema für sie ist, auch in ihrer Familie. So ist man schneller an dem eigentlichen Punkt, die eigene Persönlichkeit zu fördern.

Warum eignet sich gerade ein Rap-Workshop besonders für die Schule?

Erstmal brauchst du für Rap nur die Stimme. Das heißt, du musst kein Musikinstrument lernen. Man kann sofort starten. Es gibt natürlich einen Vorteil, wenn man schon kreativ schreiben kann: Rap ist ein gutes Ventil, du kannst unheimlich viel in eine Strophe packen und eine starke Message transportieren.

Was hast du in den letzten 20 Jahren für dich mitgenommen?

Der erste Punkt wäre: man kann nur wirken, wenn die Arbeit einem wirklich Spaß macht. Ich versuche immer, Lebensfreude zu vermitteln. Man braucht Energie und Positivität, um einen Raum zu schaffen, in dem die Schüler:innen überhaupt Lust haben, mit einem zu arbeiten.

Der zweite: Mit jedem Menschen muss ich anders arbeiten. Manche strotzen vor Selbstbewusstsein, andere wiederum sind schüchtern. Ich muss behutsam sein, mit viel Feingefühl vorgehen und immer darauf achten, was die individuellen Persönlichkeiten in diesem Moment brauchen. Ich möchte alle mitnehmen und die Klasse als Gesamtes sehen. Eine Klasse, die stark miteinander kommuniziert und auch darauf Lust hat, hat am Ende immer auch den stärkeren Song.

Reflektiert ihr im Workshop auch allgemein die Rap-Kultur?

Ja, das ist eine gute Chance, darüber nachzudenken, warum sie überhaupt diese Musik hören oder warum gerade Rap für junge Menschen interessant ist. Wir hören uns mit den Lehrkräften während des Workshops die Musik an. Ich frage bereits in der Vorstellungsrunde, ob die Jugendlichen Deutschrap hören, und wenn ja, was sie davon begeistert. Was ist Rap eigentlich und welche Formen gibt es? Außerdem diskutieren wir über aktuelle Themen. Es ist wichtig, dass Jugendliche ihre Meinung mitteilen, aber auch anderen zuhören und andere Meinungen akzeptieren.

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Ablauf Workshop

Wie läuft ein Workshop ab?

Das ist immer etwas anders, weil es ganz unterschiedliche Klassen, Altersstufen und Schulformen gibt. Durch meine vielfältigen Erfahrungen in den letzten Jahren, arbeite ich inzwischen (in der Praxis) häufig aus dem Bauch heraus. Ich schaue, welche Gruppe ich vor mir habe und versuche herauszufinden, welche Methode der Gruppe helfen könnte. Ich muss flexibel bleiben und mich immer wieder neu auf die Schüler:innen einstellen.

Im Rap gibt es ja den „Freestyle“, in dem die Texte improvisiert werden. Wäre dein Coaching somit auch eine Art Freestyle?

Da ist auf jeden Fall viel Improvisation dabei. Das merke ich vor allem in Sprachlernklassen. Dort gebe ich Textideen vor und die Schüler:innen singen sie nach. Dabei muss ich ganz schnell weitere Textideen aus ihren Themen formen, damit sie die Spannung nicht verlieren. Ich wähle dabei Texte aus, die nicht zu schwer sind, aber dazu starke Melodien, damit sie Lust haben, die Sprache zu lernen.

Um was geht es in den Texten?

In den Texten verarbeiten die Jugendlichen ihre tagtäglichen Themen, z. B. Freundschaft, Liebe, Ankommen in Deutschland, Zukunft oder auch Sorgen. Die Jugendlichen entscheiden selbst, worüber sie schreiben möchten, somit sind alle Texte individuell. Mir bleibt besonders in Erinnerung, dass viele Schüler positive Texte über ihre Mütter schreiben.

Wie kann man sich konkret die Arbeit mit den Schüler:innen vorstellen?

Alle schreiben erstmal nur ihr Thema auf. Ich beginne den Workshop ganz offen. Wir haben dann erstmal eine ganze Bandbreite an Themen, zum Beispiel Liebe, Freundschaft oder Familie. Dann schauen wir gemeinsam, wo Parallelen zu den Themen sind, damit sich jede:r im Songtext wiederfindet.

Die Strophen werden alleine geschrieben, aber den Refrain schreibt ihr zusammen?

Genau. Aber es kommt auch immer auf die Klasse an. Wir sammeln schon gemeinsam Ideen für die Strophen und den Refrain. Dann probieren wir die neuen Texte aus, bis alle mit ihren Strophen und mit dem Refrain zufrieden sind. Im Prinzip unterstützen wir uns alle gegenseitig und bringen neue Ideen für den Song mit ein.

Ist es nicht schwer, einen Song zu schreiben, mit dem alle etwas anfangen können?

Es findet ja jeder erstmal ein Thema für sich allein. Im Workshop ist es sehr wichtig, zu kommunizieren. Im nächsten Schritt schauen wir, welche Schüler:innen gemeinsam an Texten arbeiten können. Zum Beispiel, weil sie über das Thema Liebe oder Zukunft schreiben möchten. Dabei arbeite ich in Kleingruppen mit den Jugendlichen, um die Themen im nächsten Schritt zu vertiefen. Die Ergebnisse werden am Ende eines Workshoptages präsentiert. Dabei reflektieren wir den Tag und die Schüler:innen teilen mir mit, wo Dinge noch zu verbessern sind.

Und alle machen gemeinsam mit?

Es gibt auch welche, die gar keine Lust haben, in der Klasse teilzunehmen, und lieber für sich ganz alleine schreiben. Sie tragen den Text dann alleine vor, und meine Aufgabe ist es, dass ich sie trotzdem mit in den Song integrieren kann.

Was ist wichtiger: der Schreibprozess oder die Performance mit dem Song?

Ich glaube beides. Wobei der Moment der Überwindung, in dem die Schüler:innen ihre Angst vor der Performance verlieren, für mich der wichtigere Teil ist. Ich erinnere mich an eine Schülerin einer Sprachlernklasse, die zu mir meinte: „Es hat mir geholfen, besser Deutsch zu sprechen, und die Sprache einmal spielerisch kennenzulernen, sodass mir das Sprechen Freude bereitet.“

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Sprachlernklassen

Unterscheidet sich deine Herangehensweise bei den Sprachlernklassen?

In diesen Klassen sind größtenteils Geflüchtete aus Syrien, aus Afghanistan und momentan viele aus der Ukraine. In diesen Workshops muss ich langsam sprechen, damit sie mich besser verstehen. Manchmal habe ich einen Dolmetscher dabei. Das hat auch seine Vorteile. In diesen Klassen sind die Schüler oft sehr dankbar, die deutsche Sprache auf eine spielerische Art zu erlernen. Wenn dann die Augen funkeln, während sie sich selbst singen hören, ist das ein unglaublich schöner Moment. Ich arbeite auch oft mehrsprachig, Ukrainisch-Deutsch, Russisch-Deutsch, Arabisch-Deutsch, um beides zusammen zu haben. Das können die Schüler:innen selbst entscheiden. Sie sollen sich schließlich damit wohl fühlen.

Das sind zum Teil traumatisierte Kinder, gerade in der Verarbeitung der Erlebnisse ist das sicher nicht einfach. Wie gehst du damit um, wenn diese Themen vorkommen?

In den Texten werden natürlich auch die Themen Krieg und Flucht verarbeitet. Dabei achte ich darauf, dass nicht alte Wunden aufreißen. Ich versuche z. B. positive Erinnerungen an ihre Herkunftsländer hervorzuheben. Es ist wichtig, nach vorne zu blicken, und das gebe ich den Schüler:innen weiter. Einmal ging es in einer ukrainischen Klasse darum, wie Mariupol vor dem Krieg war, und welche schönen Erinnerungen sie an ihr Land haben. Mir ist es total wichtig, dass sie auch das Schöne sehen. Die Schüler:innen dieser Klasse waren sehr lebendig und lebensfroh. Sie waren voller Eifer, diesen Song zu machen. Ihr Song war dann zweisprachig – Ukrainisch und Deutsch. Sie haben die schönen Seiten der Ukraine beschrieben, ihre Umwelt und wie sie aufgewachsen sind. Im Einzelnen ging es auch um die Jahreszeiten, um die Natur, die Flüsse und Berge, alles, was sie an ihrem Land vermissen, und die Beziehungen zu Menschen, die nicht mehr da sind.

Arbeitest du mit den Lehrkräften zusammen?

Ja, ich werde manchmal vorher gebrieft, falls es noch Besonderheiten zu beachten gibt.

Der Abschluss findet häufig im Tonstudio statt: Wie funktioniert das mit den Sprachlernklassen?

Das Ziel meines Workshops ist es, dass es ein Song wird, hinter dem alle stehen. Sie sollen mit einem guten Gefühl nach Hause gehen. Ich setze dabei auf kurze, inhaltlich starke Strophen. Die Besonderheit bei der Studioaufnahme ist, dass ich bei einigen die Texte vorher als Orientierung einsinge.

Nach einer Woche eine eigene Studioaufnahme zu haben, die man anderen zeigen kann, ist ja ein großartiges Erfolgserlebnis.

Ja, sie sind richtig stolz, weil sie selbst nie gedacht hätten, dass sie in so kurzer Zeit so etwas erreichen können. Wenn man mit einer Sprachlernklasse arbeitet, in der die Schüler:innen erst wenige Monate in Deutschland leben und gar kein Wort Deutsch sprechen, ist der Song gerade deswegen so besonders. Ich bin der Meinung, man müsste viel mehr in solche Projekte investieren.

Südamerika

Wie war deine Arbeit in Südamerika? Wo genau hast du dort gearbeitet?

Dort herrschen ganz andere Bedingungen. In Kolumbien habe ich mit Drogenabhängigen gearbeitet. In Ecuador war ich mit Straßenkindern zusammen und in El Salvador auch mit Gangaussteigern. Die Erfahrungen dort waren äußerst spannend und inspirierend und haben mich nachhaltig geprägt.

Was hast du dort konkret erlebt?

Vor meiner Ankunft in El Salvador wurde ich gefragt, warum ich das Land besuchen und mich dieser Gefahr aussetzen möchte. Zu dieser Zeit war die Anspannung sehr groß, in solchen Vierteln zu arbeiten. Ich habe in den letzten Jahren während meiner Arbeit in Mittel- und Südamerika einige Schüler gewaltsam verloren.

Ich erinnere mich an meinen ersten Workshop in Bogotá, in Kolumbien. Es saßen 30 Männer im Alter von 16 bis 40 vor mir. Sie hatten alle die heftigsten Biografien hinter sich, etwa Menschen verletzt, vielleicht auch umgebracht. Das war sehr hart. Da musste ich richtig kämpfen, um ernst genommen zu werden und um mir Respekt zu verschaffen.

Du darfst dort keine Schwäche zeigen?

Viel wichtiger ist es, authentisch zu sein. Sie spüren es, wenn man eine Rolle spielt und nicht man selbst ist. Meine Aufregung darf ich mir nicht anmerken lassen. In den richtigen Momenten kann ich auch mal Schwäche zeigen.

Südamerika – Ein Leben in schwierigsten Verhältnissen

2017 reiste Carlos Utermöhlen mit dem Dokumentarfilmer Maximilian Feldmann nach Ecuador, Kolumbien und El Salvador, um seine Arbeit als Rap-Coach dort zu dokumentieren. Die Arbeit mit den Jugendlichen unter den besonderen Lebensumständen vor Ort war eine eindrucksvolle und intensive Erfahrung für sie. Die Schicksale der Menschen, ihre Geschichten, Erfahrungen und Verluste erzählt der daraus entstandene Dokumentarfilm „Entremundos“.

Zurück in Deutschland: Problemschulen / Mobbing

Hast du dich in Deutschland dann auch auf sogenannte „Problemschulen“ konzentriert?

Meine Workshops finden überwiegend in Gesamtschulen, Hauptschulen sowie in Berufsschulen statt. Manchmal werde ich auch von Lehrkräften kontaktiert. Anfragen wegen solcher Problemlagen hatte ich schon einige Male. Zum Thema Mobbing habe ich ein Konzept entwickelt, das mir auch in meiner Arbeit an solchen Schulen hilft.

Wie gehst du in solchen Fällen konkret mit dem Thema Mobbing um?

Mobbing ist ein großes Thema in Schulen. Es ist schwierig, weil Betroffene häufig schüchtern und leise sind. Es ist wichtig, dass sie sich gehört fühlen. In meinem Workshop helfe ich ihnen, an ihrem Selbstwertgefühl zu arbeiten, sie zu motivieren und zu bestärken.

War Mobbing auch Thema in den Texten?

Ja, ich erinnere mich z. B. an drei Schüler:innen aus einem Workshop, die extrem gemobbt worden sind. Sie haben das Thema auf die Bühne gebracht und eine positive Resonanz von ihrem Mitschüler:innen dafür bekommen. Das hat sie total bestärkt und ihnen gezeigt, dass sie mit dem Thema Mobbing nicht alleine sind.

Welche Themen sind den Schüler:innen noch besonders wichtig?

Es gibt einige Themen, die sehr häufig vorkommen, etwa Rassismus, Sexismus, Krieg und Zukunftsängste. Viele junge Menschen haben Sorgen und Ängste. Ich glaube, dass es wichtig ist, sie dabei zu begleiten und zu stärken. Es ist wichtig, sie damit nicht allein zu lassen und sie ernst zu nehmen.

Was waren die größten Herausforderungen für dich an deutschen Schulen?

Ich hatte einmal einen Workshop mit einer sehr schwierigen Klasse. Die Schüler:innen waren unkonzentriert und unruhig. Neben der ausgrenzenden und diskriminierenden Sprache hatten sie ein negatives Selbstbild, welches sich auf die Klasse projiziert hat. Es ist wichtig, Konfliktsituationen nicht weiterlaufen zu lassen. Ich achte darauf, diejenigen, die weniger positiv auffallen, mitzunehmen. In solchen Situationen bleibe ich professionell und ruhig. Genau solche Situationen umzuwandeln, ist die Kunst.

Was meinst du konkret mit „negatives Selbstbild“? Wie äußert sich das?

Eine Schülerin sagte einmal: „Ich bin seit fünf Jahren blockiert, weil meine Lehrerin meinte, dass aus mir eh nichts wird. Meine Eltern sind Bürgergeldempfänger, ich brauche mich erst gar nicht anzustrengen...“ Ich möchte damit sagen, dass ein Satz oder ein Erlebnis mit einer Lehrkraft oder einem Erwachsenen oftmals dazu führen kann, dass junge Menschen nicht mehr an sich glauben.

Gibt es auch andere Orte als Schulen, an die du mit deinen Rap-Workshops gehen würdest?

Ich würde unheimlich gern in deutschen Gefängnissen arbeiten. Ich habe zwar schon in Gefängnissen in Südamerika gearbeitet, aber das kann man schwer mit Deutschland vergleichen und wird hier eine ganz andere Erfahrung sein. Ich denke, dass meine Arbeit in Gefängnissen von Bedeutung wäre, und wäre sehr dankbar, dort zu arbeiten. Ich bin aber auch offen für andere Aufträge und freue mich auf jede berufliche Herausforderung!

Lieber Carlos, viel Erfolg für deine Zukunft und danke für deine Zeit!

Redaktion: Sophie Decker

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